Wo gibt es Wege, die mich glücklich machen?

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Christus hört nicht auf, Menschen in seine Nachfolge und zur Verkündigung seines Reiches zu berufen.

Satzungen & Regeln, 52

Wolfgang Uffelmann ist Gemeindereferent im Bistum Fulda und sehr mit der Spiritualität der Oblaten verbunden. Er arbeitet im Team der Berufung des Ordens mit. Er ist 44 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder. An der Berufungsfrage hegt er auch persönlich ein großes Interesse und versucht diese möglichst lebensnah mit anderen Menschen zu teilen und Suchende nach ihrer Berufung zu unterstützen. Zurzeit ist er als Klinikseelsorger im Bistum tätig.

Was bedeutet für Sie erfülltes Leben?

Erfülltes Leben erreicht man, wenn man in seiner Berufung aufgehen und glücklich wird.

 

Was bedeutet für Sie Berufung?

Es gibt so viele Berufungen, wie es Menschen gibt. Auch ein Bäcker kann seine Berufung leben, wenn er mit Leidenschaft seine Brötchen backt.

Berufungen meint auch, in sich hinein zu hören: Wo gibt es Wege, die mich glücklich machen? Das muss täglich geprüft werden.

 

Wie hat sich Ihre Berufung entfaltet?

Ich war als Jugendlicher IT-affin. Daher habe ich berufliches Abitur besucht. Aber ich fand es erschütternd, wie ruhig es in der Klasse war. Menschlich war da nichts los. Wir haben alle nur vor den Bildschirmen gesessen.

Nach dem Abitur habe ich Zivildienst im Jugendbildungsreferat in Kassel geleistet. Ich habe mich gefragt: Wieso so etwas nicht beruflich machen. Denn es hat mir viel Spaß gemacht.

Ich konnte mir am Anfang aber überhaupt nicht vorstellen, zu unterrichten – und das gehörte zum Berufsprofil als Gemeindereferent dazu. Das hat sich aber geändert. Am liebsten habe ich an einer Hauptschule unterrichtet; dort haben die Jugendlichen ganz ehrliche Antworten gegeben.

 

Wie gehen Sie damit um, wenn Zweifel an Ihrer Berufung aufkommen?

Zweifel gibt es immer wieder. Jesus hat nicht gesagt, dass es leicht wird. Zweifel gehören zum Glauben auch dazu. Aber ich spüre immer wieder ein Getragen-Sein auf spiritueller Ebene. Ich erfahre immer wieder auch durch andere Menschen Impulse. Im Laufe der Zeit entwickelt man ein Feingefühl für seine Berufung.

 

Können Sie von einem besonderen Moment oder einer Erfahrung erzählen, der Ihre Berufung gestärkt hat?

Während meiner Studienzeit war ich mal eine Woche in Taize. Damals waren für mich noch einige Fragen offen. Ich hatte ein Gespräch mit dem Vorsitzenden der Kommunität dort. Er hat mich ermunternd: Du musst nicht perfekt sein. Was du jeweils aus der Schrift verstanden hast, das versuche im Leben umzusetzen. Diese Worte begleiten mich seitdem. 

 

Inwiefern beeinflusst Ihre Berufung Ihr tägliches Leben und Ihre Beziehungen?

Eine Berufung ist mehr als ein Job, den man nach acht Stunden an den Nagel hängt. Eine Berufung durchdringt das ganze Leben. Sie stärkt mich, meine Aufgaben mit Liebe und Ruhe zu tun. Auch Vater-Sein ist für mich eine Berufung. Und kleine Kinder können einen an Grenzen bringen. In solchen Situationen stärkt mich meine Berufung.

 

Welche Aspekte der kirchlichen Lehre oder Tradition haben Ihnen geholfen, Ihre Berufung zu verstehen und zu vertiefen?

Eine Zeit lang war es die Stille, Exerzitien, Anbetung. Momentan ist es eher das, was ich im Alltag erlebe.

Ich bin derzeit in der Klinikseelsorge und dort auch auf der Palliativ-Station eingesetzt. Das ist nicht ohne. Da gibt es sehr schwere Momente. Aber auch schöne. Ich treffe Menschen, die müssen keine Masken mehr tragen. Wenn sie sich öffnen und ihr Leben gut abschließen, dann ist das etwas Schönes – auch im Sterben.

 

Welche Rolle spielt Gemeinschaft bei der Bestärkung Ihrer Berufung?

Gemeinschaft und Gemeinschaft Leben lässt einen immer mehr wachsen. In einer Gemeinschaft gibt es natürlich Störfaktoren, die eine Berufung infrage stellen. Auf der anderen Seite findet so eine Klärung statt. Man wird erwachsener, reifer, wenn man in Gemeinschaft ist. 

 

Was verstehst Sie unter Berufungspastoral?

Berufungspastoral öffnet Wege zum Glücklichsein. Wir sind Kinder Gottes. Als Vater kann ich sagen: Ich bin glücklich, wenn meine Kinder glücklich sind. Das ist für mich ein Bild: Gott ist glücklich, wenn wir, seine Kinder, es sind.

 

Wie würden Sie jemandem helfen, der auf der Suche nach seiner Berufung ist?

Es kommt immer drauf an, aus welcher Motivation derjenige kommt. Wir, die wir für die Kirche arbeiten, sollten dann den Blick weiten auf andere Berufungsfelder. Menschen, die eine kirchliche Berufung spüren, haben häufig Angst, in dieser Zeit diesen Weg zu gehen. Da gilt es dann Mut zu machen, wenn derjenige spürt, dass es seine Berufung ist. Auch solch eine Berufung ist eben nichts Unnatürliches.

 

Wie kann die Berufungspastoral jungen Menschen helfen, ihre eigene Berufung zu erkennen und zu leben?

Die Perspektive auf Berufung hat verschoben. Früher hat man gesagt: Ich erkenne meine Berufung und ziehe das mein ganzes Leben durch. Ob er damit sein ganzes Leben glücklich war, ist eine andere Frage. Heute verändert sich die Perspektive im Laufe der Jahre. Wenn ich mich heute für etwas entscheide, dann muss das in zehn Jahren nicht mehr gelten. Das ist eine neue Herausforderung, auf die es neue Antworten braucht. Andererseits erlebe es immer wieder, dass Berufungen zwar infrage gestellt werden, dann aber eine neue Qualität gewinnen. 

Das Gespräch führte Maximilian Röll