Mensch - Christ - Heilig

Seit der Gründung der Kongregation gehört die Arbeit mit jungen Menschen zu unserer DNA als Oblatenfamilie. Schon Eugen von Mazenod lagen junge Menschen, ihr Wachstum im Glauben und im Leben besonders am Herzen. Und so ist es für uns bis heute.

In vielen Oblatenprovinzen arbeiten Oblaten, Oblatinnen, Assoziierte und viele junge Menschen gemeinsam missionarisch. Wir nennen das seit einigen Jahren „Mission mit der Jugend“. In unseren Satzungen und Regeln heißt es dazu:

„Die Gemeindemission, die Mission mit der Jugend und die Weltmission nehmen traditionsgemäß den ersten Platz in unserem Apostolat ein“ (Regel 7b).

Zusammenarbeit in Europa und weltweit

Auf europäischer Ebene gibt es seit vielen Jahren eine Kommission bestehend aus den für Mission mit der Jugend verantwortlichen Oblaten aus den verschiedenen Ländern Europas. Zum jährlichen Austauschtreffen werden regelmäßig auch junge Menschen eingeladen.

Auf der Ebene der Mitteleuropäischen Provinz findet ebenfalls jährlich ein Treffen aller in die Mission mit der Jugend Involvierten statt. Den sogenannten „Sachausschuss Jugend“ haben wir in „Team Mission with Youth“ umbenannt – auch, um dem Umstand Rechnung zu tragen, dass unsere Treffen mittlerweile auf Englisch stattfinden.

Das Generalkapitel 2016 hat auf Kongregationsebene die Schaffung einer Generalkommission für die Mission mit der Jugend beschlossen, die dann von der Generalleitung eingerichtet wurde. Diese Kommission hat in den letzten Jahren sogenannte Guidelines, also Leitlinien für die Mission mit der Jugend erstellt.

Grundlagen: Der Ruf zur Heiligkeit

Die Guidelines orientieren sich im Wesentlichen am Wort des Stifters aus der berühmten Präfation zur Regel von 1826. Eugen schreibt:

„Alles muss gewagt werden, das Reich des Erlösers auszubreiten, das Reich der Hölle zu zerstören, zahllose Frevel zu verhindern, der Tugend Achtung und Geltung zu verschaffen, die Menschen wieder zur Vernunft zu bringen, sie zu echten Christen zu formen und auf den Weg der Heiligkeit zu führen.“
(Manuskript zur Regel von 1826 in Oblaten der Makellosen Jungfrau Maria, Satzungen und Regeln, S. 21)

In der englischen Fassung heißt es:

„We must lead men to act like human beings, first of all, and then like Christians, and, finally, we must help them to become saints.”

Diesen Dreischritt – Mensch werden, Christ werden, heilig werden – bilden das Grundgerüst und die Ziele der Leitlinien für die Mission mit der Jugend.

Eine lebenslange Dynamik

Es geht im Wesentlichen darum, die jungen Menschen auf ihrem Weg zum Menschsein, in der Festigung ihres christlichen Glaubens bis hin zur Heiligkeit zu begleiten. Dieser Dreischritt ist nicht linear zu verstehen, sondern als eine Dynamik, die das ganze Leben lang andauert.

Auf dem Weg hin zur menschlichen Reife vertieft sich der Glaube der jungen Menschen und sie wachsen in der persönlichen Beziehung zu Jesus Christus in ihrer Heiligkeit. In diesem Wachstum werden sie wiederum zu reiferen Christinnen und Christen, die in ihrer Menschlichkeit voranschreiten.

Das folgende Schaubild kann dies verdeutlichen:

Vorschau

Die drei Ziele im Einzelnen

1. Mensch werden

Die Guidelines formulieren das Ziel so:

„Auf dem Weg der Menschwerdung bemühen wir uns, junge Menschen in ihrem ganzheitlichen Wachstum zu begleiten und ihnen zu helfen, ihre große Würde und die der anderen zu erkennen.“

Junge Menschen sollen in ihrer Persönlichkeit wachsen und reifen können. Dazu gehört:

  • sich selbst besser kennenlernen,
  • persönliche Stärken und Schwächen wahrnehmen,
  • Selbstvertrauen und Selbstfürsorge stärken,
  • Einfühlungsvermögen und Nächstenliebe entwickeln,
  • eine reife Sexualität entfalten,
  • authentische Beziehungen aufbauen.

So wachsen sie in ihrer Verantwortung für sich selbst und übernehmen ihr persönliches Wachstum selbst.

2. Christ werden

Das Ziel, im christlichen Glauben zu wachsen, definieren die Guidelines so:

„Indem wir Christen werden, bemühen wir uns, junge Menschen dazu zu bringen, die Liebe Gottes in Jesus Christus, dem Gekreuzigten, zu erfahren und zu teilen und im Glauben zu reifen, um als Gemeinschaft aktiv an der Sendung der Kirche teilzunehmen.“

Konkret heißt das:

  • in der Freundschaft zu Jesus Christus wachsen,
  • das Doppelgebot der Liebe leben,
  • das eigene Kreuz annehmen lernen,
  • beten und das Wort Gottes teilen,
  • Sakramente empfangen,
  • sich mit der Kirche auseinandersetzen,
  • Verantwortung in christlichen Gruppen übernehmen.

3. Heilig werden

Mit Blick auf die Heiligkeit heißt es in den Guidelines:

„Indem wir Heilige werden, verpflichten wir uns, junge Menschen auf ihrem Weg zur vollen Menschwerdung und zum vollen Leben zu begleiten, ihnen zu helfen, durch das Charisma der Oblaten als missionarische Jünger Jesu Christi zu leben und ihre Berufung zu entdecken und ihr zu folgen.“

Es geht um ein radikales Leben aus dem Glauben heraus, um für andere ein „anderer Christus“ zu werden.

Dazu gehört:

  • das Oblatencharisma leben,
  • missionarisch handeln,
  • die Welt mit den Augen des Gekreuzigten sehen,
  • neue Pfade entdecken (z. B. Digitalisierung, Laudato Si’),
  • Vorbilder wie heilige und selige Oblaten ernst nehmen,
  • Maria als Mutter und Vorbild annehmen.

Unser gemeinsamer Auftrag

Dieser grobe Überblick stellt keinesfalls die Fülle der Gedanken der Leitlinien dar. Dennoch wird deutlich, worum es uns in der Mission mit der Jugend im Wesentlichen gehen muss:

Junge Menschen auf ihrem Lebens- und Glaubensweg zu begleiten, sie zu stärken und zu ermutigen.

Das muss einer unserer Kernaufträge als Oblatenfamilie bleiben.

Wir sind gefragt – als Vorbilder, als Zuhörende, als Lernende, als Lehrende, als Betende, als Prediger, als Mutter, Vater, Oma, Opa, als Schwester oder Bruder:
Jede und jeder mit den Fähigkeiten und Möglichkeiten, die uns gegeben sind – selbst unterwegs als Pilgernde auf dem Weg zu mehr Menschlichkeit, zu einem tieferen Glauben und zur Heiligkeit.