Ein Erfahrungsbericht

Zuhören und Respektieren

Wie ist es wohl, wenn du als eine der wenigen Personen in deinem schulischen Umfeld deinen Glauben selbstbewusst und ganz offen auslebst? Blöde Sprüche, der ein oder andere Lacher, Diskussionen und oftmals kein Verständnis, sind die Realität. In meiner Realschulzeit, auf einer staatlichen Schule, war mir bewusst, dass ich auf Menschen treffen würde, die nicht dieselbe Meinung zum Glauben, zu meinem Glauben, haben und das ist auch gar nicht schlimm. Es ist wichtig, wenn man einander zuhört und jede einzelne Meinung respektiert, so wie ich es auch respektiere, wenn man nicht an Gott glaubt oder an etwas anderes.

Erfahrung Weltjugendtag

Als ich mich 2018 dazu entschieden habe, Anfang 2019 auf den Weltjugendtag nach Panama zu fliegen, musste ich mir in meinem schulischen Umfeld einiges anhören. Eine Lehrkraft fragte mich, warum sie denn nicht einen Tag frei bekomme, um ein Fußballspiel in Rom anzuschauen, wenn ich ja drei Wochen vom Unterricht freigestellt werde, um auf ein katholisches Jugendfest zu fliegen. Ich bin kein Mensch, der keinen Humor versteht; aber als sie mich dann im weiteren Gesprächsverlauf auch noch fragte, ob ich denn schon mit der Bibel einkaufen gehe, platze auch mir der Kragen. Ich sage nichts gegen die Meinung dieser Lehrkraft, aber trotzdem erwarte ich, dass meine Meinung akzeptiert und respektiert wird. Als Aussage einer Lehrkraft hat das Ganze auf mich nochmal eine andere Wirkung, als wenn ein Mitschüler oder eine Mitschülerin mich damit konfrontiert hätte. Aber lasse ich mich von solchen Aussagen beeinträchtigen? Nein. Denn warum sollte ich mich wegen diesem Konflikt dazu entscheiden, meinen Glauben geheim zu halten? Ich habe so viele Freunde und Mitmenschen, die mich auf dem Weg zu dieser Reise unterstützt und mir gesagt haben: „mach das“, auch wenn sie selbst nie auf den Gedanken gekommen wären, auf einen Weltjugendtag zu gehen. Die Reise war eine der wertvollsten Erfahrungen, wenn nicht sogar die wertvollste Erfahrung in meinem bisherigen Leben. Und ich würde immer wieder Diskussionen wie diese führen und mir noch so blöde Sprüche anhören; denn was ich in einer Glaubensgemeinschaft erfahren habe, sind Akzeptanz, Gemeinschaft, Austausch und unglaublich viel Spaß! Und wer möchte das nicht?

Über Gott und die Welt reden

Als ich nach meinem Realschulabschluss auf ein katholisches Gymnasium wechselte, bin ich davon ausgegangen, dass alles anders sein wird. Anders ist es, das möchte ich nicht verneinen, aber ich bin immer noch eine der wenigen, die freiwillig und gerne um Sieben Uhr morgens in der Schule ist, um den Gottesdienst zu besuchen. Ja, früh aufstehen ist schwer und auch mir fällt es schwer, extra früher aufzustehen, aber im Nachhinein bin ich immer wieder froh, dass ich es gemacht habe. Entspannt, in einer ruhigen Atmosphäre und mit inspirierenden Impulsen in den Tag zu starten, hilft mir jedes Mal aufs Neue, den Blick für die wichtigen Dinge im Leben nicht zu verlieren. So fühle ich mich auch für die heißen Diskussionen im Religionsleistungskurs bestens gewappnet. Gerade hier merke ich, dass verschiedene Situation ganz unterschiedlich betrachtet werden können, und doch ist eins in diesem Kurs garantiert: meine Meinung wird gehört und auch kritisiert, aber immer respektiert. Ich spüre einfach, dass es schön ist, Freunde zu haben mit denen man im wahrsten Sinne des Wortes über Gott und die Welt reden kann. Das möchte ich nicht missen.

Karolin Hejl